Die Panels in der Übersicht
VortragNancy Faeser, Bundesministerin des Inneren und für Heimat
Nancy Faeser, Bundesministerin des Inneren und für Heimat, eröffnet die Tagung mit einem Vortrag über die Bedeutung des Bundesstaates für die deutsche Verfassungsordnung.
Panel 1Klimapolitik und Föderalismus
Die Bewältigung der Klimakrise stellt föderale Staaten vor eine Reihe von Herausforderungen. Zum Beispiel sind in föderalen Systemen die Kompetenzen für die Klimapolitik oft zwischen Bund und Ländern aufgeteilt. Auf diesem Panel diskutieren wir, wie Bund und Länder zusammenarbeiten können, um kohärente und effektive Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, und was Bundesstaaten voneinander lernen können, um innovative Lösungen für die Klimakrise zu finden.
Prof. Dr. Lilian Busse
„Der Föderalismus hat erhebliche Auswirkungen auf die Klimapolitik: Nur wenn Bund, Länder und Kommunen jeweils ihre Stärken nutzen und gut miteinander kooperieren, kann Klimaschutz in Deutschland gelingen.“
Prof. Dr. Alan Fenna
„International experience shows that federalism has the potential either to facilitate or to frustrate climate change policy, depending on key contextual and political factors. Sometimes coordination or cooperation is necessary, but sometimes that is not the case at all.“
Rupak Chattopadhyay
„Federalism provides a framework for climate action that supports the notion of local action that contributes into the cause of the larger community nationally and beyond. In practice, however, success of national climate change policies is dependent on all orders of government working towards a common and clearly defined goal.“
Dr. Carsten Sieling
„Die drängende Aufgabe des Klimaschutzes kann im Föderalismus durch kluges Zusammenwirken der zentralen und regionalen Ebenen flexibler und damit zügiger realisiert werden und dabei die lokalen und sozialen Anliegen der Menschen besser berücksichtigen.“
Prof. Dr. Nathalie Behnke
Panel 2Energiepolitik und Föderalismus
Auch die Herausforderungen in der Energiepolitik erfordern eine sorgfältige und oft komplexe Abstimmung und Kooperation zwischen den verschiedenen Regierungsebenen, um eine effektive und nachhaltige Energiepolitik zu gewährleisten. Der Koordination und Abstimmung zwischen Bund und Ländern kommt auch hier eine zentrale Rolle zu, so z.B. bei der Planung und dem Ausbau von Infrastrukturprojekten wie Stromnetzen, Pipelines oder erneuerbaren Energieanlagen. Wir wollen darüber diskutieren, ob der Föderalismus z.B. bei der Innovation und der Anpassung an regionale Gegebenheiten Chancen bietet und ob diese in Deutschland genutzt werden.
Prof. Dr. Michèle Knodt
„Eine erfolgreiche Energiepolitik im Föderalismus braucht Koordination.“
Prof. Dr. Carsten Kühl
„Energiepolitik in der Energiewende braucht handlungsfähige Kommunen.“
Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Heinz Paqué
„Eine zuverlässige Energieversorgung ist eine Grundvoraussetzung für eine Industrienation - mindestens ebenso wichtig ist daher eine kohärente Abstimmung der energiepolitischen Ambitionen zwischen EU-, Bundes- und Landesebene. Hier besteht noch Nachholbedarf.“
Barbie Kornelia Haller
„Die durch das EuGH-Urteil gestärkte Unabhängigkeit der Regulierung bedeutet keine Abkehr von wichtigen föderalen Strukturen. Dabei sieht es die BNetzA als ihre Aufgabe an, eine beschleunigte Energiewende in ganz Deutschland zu ermöglichen. Wir halten im Blick, dass alle Akteure faire und gleiche Chancen haben und die Belastung der Netzkunden auf ein angemessenes Maß begrenzt bleibt.“
Birgit Kolkmann
Panel 3Digitalisierung und Föderalismus
Föderale Demokratien sehen sich aufgrund der ihnen eigenen dezentralen Aufgabenverteilung besonderen Hürden gegenüber, wenn sie öffentliche Dienstleistungen digitalisieren. Gleichzeitig weisen verschieden organisierte Bundesstaaten aber sehr unterschiedliche Leistungsbilanzen auf diesem Feld auf. Angesichts dessen diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Panels Probleme und Spielräume für eine effiziente Digitalisierung im internationalen Vergleich.
Dr. Esther Dweck
Dorothea Störr-Ritter
„Deutschlands Verwaltungsstrukturen sind zu kompliziert, zu langsam und zu teuer. Für einen zukunftsfesten Staat müssen wir es schaffen, Aufgaben intelligenter zu bündeln - auch, um sie einfacher digitalisieren und besser automatisieren zu können.“
Thomas Minger
„Die Vorteile eines wettbewerbsorientierten Föderalismus gelten auch in der digitalen Welt.“
Dr. Markus Richter
Birgit Kolkmann
AbschlussdiskussionWie robust und zukunftsfähig ist der deutsche Bundesstaat?
Seit der Verabschiedung des Grundgesetzes 1949 hat der Föderalismus wesentlich zur politischen Stabilität der deutschen Verfassungsordnung beigetragen. Er ist als ein tragender Pfeiler der deutschen Demokratie heute im Wesentlichen unumstritten. Trotz dieser Beständigkeit bleibt die Reform des Bundesstaates aber eine Daueraufgabe. Nur wenn sich der Föderalismus als wandlungsfähig erweist und sich an neue Bedingungen anzupassen vermag, bleibt er leistungsfähig, und nur dann findet er die erforderliche Akzeptanz der Bürger. Ob und welche Anpassungen erforderlich sind und wie diese angesichts von steigendem Handlungsdruck gelingen können, wird im Abschlusspanel erörtert.
Prof. Dr. Norbert Lammert
„Ein lebendiger Föderalismus ist nicht nur unverzichtbarer Teile unserer Verfassungsordnung, sondern auch Garant für die Vielfalt in der Einheit, die unser Land so attraktiv macht: Dass es bei uns so viele unterschiedliche Städte, Regionen und Landschaften gibt, so viele Bräuche, Traditionen, Kulturen und Dialekte, macht im wörtlichen Sinn den Reichtum dieses Landes aus und sollte uns gelegentliche Neigungen zur Verzweiflung über Komplizierungen oder auch über Auswüchse des real existierenden Föderalismus mit Gelassenheit ertragen lassen.“
Prof. Dr. Stefan Korioth
„Der deutsche Bundesstaat hat nicht allein eine ehrwürdige 150jährige Geschichte. Er hat auch Zukunft. Es gehört zur Normalität jedes föderalen Systems, sich ständig weiterentwickeln zu müssen. Gegenwärtig geht es - ein weiteres Mal - darum, angesichts knapper finanzieller Mittel über die angemessene Aufgaben- und Finanzverteilung zwischen den Ebenen zu entscheiden. Insbesondere bei den Aufgabenbündeln der grünen Transformation, der Landesverteidigung und der sozialen Sicherung können föderale Strukturen und Entscheidungswege zur Problembewältigung beitragen.“
Prof. Dr. Sabine Kropp
„Regieren im Föderalismus ist oft ein mühsames Geschäft. Der Bundesstaat hat jedoch viele Vorteile: Er verhindert nicht nur die Konzentration von Macht, sondern ermöglicht auch einen Wettbewerb zwischen regional und dezentral angepassten Lösungen. Gerade bei Letzterem bestehen im deutschen Föderalismus aber noch Möglichkeiten der Verbesserung.“